Montag, 1. Februar 2010

Übersäuerung, Säure Basen

Die Ernährung für einen ausgeglichenen
Säure-Basen-Haushalt
Diese Übersicht soll Sie mit wesentlichen Zusammenhängen einer den Säure-Basen-Haushalt ausgleichenden
Ernährungsweise vertraut machen. Eine kurze Einführung über Ursachen und Folgen einer
säureüberschüssigen Ernährung soll Ihnen verständlich machen, warum und wie eine Ernährungsumstellung
durchzuführen ist. Praktische Tipps und Anregungen werden Ihnen die Bewältigung des Alltags erleichtern.
Das Säure-Basen-Verhältnis
Der Säure-Basen-Haushalt des menschlichen Körpers ist von zentraler Bedeutung für Gesundheit und
Wohlbefinden. Er sichert den optimalen Ablauf wichtiger physiologischer Vorgänge im menschlichen Körper
wie Atmung, Kreislauf, Verdauung, Ausscheidung, Abwehrkraft und Hormonhaushalt. Durch die heutigen
Veränderungen von Ernährungsweise, Lebens- und Umweltbedingungen wird das optimale Gleichgewicht
des Säure-Basen-Haushaltes gestört. Die vermehrte Aufnahme säurespendender und -erzeugender Nahrung,
die geringe Aufnahme von basenspendender Nahrung sowie eine mangelhafte Ausscheidung von Säuren
durch Bewegungsmangel, Flüssigkeitsdefizite und mangelhaftes Schwitzen führen zu einer Übersäuerung
des Gewebes. Durch Umweltbelastungen wie „sauren“ Regen enthalten die Nahrungsmittel weniger
basenbildende Mineralstoffe und Spurenelemente. Auch durch Stress und Hektik bestimmte Lebensweisen
fördern eine vermehrte Säurebelastung des Organismus.
» Die häufigsten Ursachen einer Übersäuerung
säurehaltige bzw. säurebildende Nahrung
Lebensführung
Genussmittel
Fast Food
Umweltgifte, Nikotin
basenarme Nahrungsmittel (durch sauren Regen)
Bewegungsmangel
Stress
Eiweißabbau im Stoffwechsel
chronische Erkrankungen wie Diabetes mellitus
Verdauungsstörungen
» Was versteht man unter dem Säure-Basen-Haushalt?
Der menschliche Organismus ist täglich einer Menge von Säuren und Basen ausgesetzt. Sie befinden
sich in einem bestimmten Verhältnis zueinander, wobei die basischen Komponenten überwiegen.
Ein ausgewogenes Säure-Basen-Verhältnis im menschlichen Organismus spielt eine wesentliche
Rolle im Ablauf der meisten Stoffwechselvorgänge. Das heißt: Damit alle im Körper ablaufenden
Stoffwechselvorgänge, optimal funktionieren, wird ein relativ konstanter pH-Wert (von 7,35 bis 7,45)
im Blut und im Inneren der Körperzellen gebraucht. Um diesen lebensnotwendigen pH-Wert
des Blutes sicherzustellen, verfügt der Körper über mehrere Möglichkeiten, auf einen kurzzeitigen
Überschuss an Säure zu reagieren. Hierzu gehören die Säureausscheidung über Niere, Darm und
Haut sowie die Puffersysteme von Blut, Lungen, Leber, Nieren und Darm. Zusätzlich wird das
Bindegewebe als Säuredepot genutzt sowie die Muskeln und Gelenke.

Säuren fallen als Abbauprodukte an und werden dem Körper von außen zugeführt. Sie werden
ausgeschieden oder im Bindegewebe gelagert. Eine latente oder chronische Azidose beschreibt den
Zustand einer verminderten Puffer- und einer begrenzten Lagerfähigkeit von Säuren; der pH-Wert
des Blutes ist immer noch in einem konstanten leicht basischen Bereich. Erst wenn die Kapazität der
Pufferung und Lagerung überschüssiger Säuren erschöpft ist, geraten lebensnotwendige Vorgänge
im Körper in Gefahr. Dies geschieht nur unter extremen Bedingungen.
» Definitionen
Säuren sind chemische Verbindungen, die das „saure Wasserstoffatom“ enthalten und in
einer Flüssigkeit abspalten; ihre Gegenspieler, die Basen, enthalten eine Hydroxylgruppe
(OH). Bei der Verbindung von Säuren und Basen entstehen neutrale Salze.
Der pH-Wert wird in einer Skala von 0 bis 7 im sauren Bereich und von 7 bis 14 im
alkalischen bzw. basischen Bereich erfasst.
Puffersysteme im Blut gleichen plötzliche Säureschwankungen des Körpers aus, indem sie
basische Substanzen zur Neutralisation bereitstellen.
Säurebildende Elemente sind: Chlor, Phosphor und Schwefel; basenbildend wirken
Natrium, Kalium, Calcium und Magnesium.
» Folgen einer Übersäuerung
Unwohlsein
Erschöpfung
Muskelverspannung
Rücken- und Nackenschmerzen
Hautleiden
Cellulitis
Vitalstoffmangel
chronische Erkrankungen wie Gicht, Polyarthritis, Osteoporose
» Beeinträchtigung sportlicher Leistungen
Bei starker körperlicher und sportlicher Belastung wird infolge der Muskeltätigkeit verstärkt Milchsäure
gebildet. Der vermehrte Anfall der Säuren muss dann mit basischen Mineralstoffen und
Spurenelementen neutralisiert werden.
Liegt bereits eine latente Säurebelastung des Gewebes vor, dann reichen die vorhandenen
basischen Substanzen nicht aus. Es kommt schnell zur Säureüberlastung von Muskulatur und Bindegewebe.
Die Folge davon sind frühzeitige Leistungseinbrüche und Muskelkater nach dem Sport, die
überschüssigen Säuren führen zu einer Verhärtung von Muskulatur und Bindegewebe. Es kommt zu
Verspannungen und Schmerzen; die Verletzungsanfälligkeit steigt rapide an.
Um Leistungseinbrüche und Verletzungen zu vermeiden, muss deshalb auf eine ausreichende
Zufuhr von basischen Stoffen mit der Nahrung und gegebenenfalls auf eine Ergänzung mit
basischen Mineralsalzen geachtet werden.

» Die Bedeutung der Ernährungsumstellung
Die Ernährung ist – neben einer gesunden Lebensführung – die Basis für ein ausgeglichenes Säure-
Basen-Verhältnis im Körper. Darüber hinaus dient sie als Therapie, um bereits vorhandene
Störungen im Säure-Basen-Haushalt auszugleichen.
Bei einer latenten oder chronischen Azidose des Körpers sollte die Ernährung konsequent
umgestellt werden. Durch die Zufuhr vermehrter Basen-Anteile in der Nahrung können die
überschüssigen Säuren im Bindegewebe aus dem Körper gelöst und ausgeschieden werden. Die
säurebildenden Nahrungsmittel, wie Fleisch, Wurst, Fisch, Eier und Süßigkeiten, sowie Kaffee und
Alkohol sind stark einzuschränken; die basenbildenden Nahrungsmittel, wie Gemüse, Kartoffel und
Obst, sollten dagegen besonders reichlich verzehrt werden.
» Die gängigen Ernährungsfehler
zu schnell
zu viel
zu oft
zu viel schwer Verdauliches
zu spät abends
keine Fastenpause = Erholungspause für den belasteten Darm
» Der Einfluss der Verdauungskraft
Funktionieren die Verdauungsleistung und/oder die Darmfunktion nicht richtig, kann die beste
basische Ernährung das Gegenteil bewirken. Ungünstige Ernährungsgewohnheiten (wie Zucker
oder zuviel Rohkost) fördern Gärungsvorgänge im Darm und erzeugen trotz einer basenreichen
Ernährungsweise ein Übermaß an Säuren. Durch hastiges Essen und eine ungenügende Kauleistung
wird die Verdauung der Nahrung nur unzureichend durchgeführt. Magensäfte und die Verdauungsenzyme
sind in ihrer Funktion eingeschränkt. Unverdaute Nahrung führt zu Sodbrennen und
Übersäuerung im Magen sowie zu Gärungsgasen im Darm. Sie belastet so das Säure-Basen-
Gleichgewicht.
Neben einer ausgewogenen basenüberschüssigen Ernährung ist es wichtig, auf eine gesunde
Lebensführung zu achten – mit ausreichender Bewegung an der frischen Luft und mit
Erholungsphasen.
» Tipp
Durch moderate körperliche Bewegung kann die Säureausscheidung unterstützt werden. Auch Kalt-
Warm-Reize, wie Wechselduschen, warme Bäder und Sauna, sind zu empfehlen, sowie viel frische
Luft, ausreichender Schlaf und die Verringerung von körperlichem und seelischem Stress.

» Praktische Hinweise
Idealerweise sollten etwa 80% der Nahrungsmittel basisch bzw. neutral und nur 20% sauer sein.
Dabei sollten Nahrungsmittel der basenspendenden mit der säurespendenden Gruppe entsprechend
kombiniert werden.
Es sollte viel Gemüse, Kartoffeln und Obst verzehrt werden; in Fällen von schwerer
Übersäuerung ist jedoch jedes Rohkostgemüse, vor allem Kohlarten, streng zu meiden.
Empfehlenswert sind tägliche Basensuppen.
Empfohlen wird eine tägliche Flüssigkeitszufuhr von 2-3 Litern, da die ausreichende
Trinkmenge die Säureausscheidung über die Nieren erhöht. Geeignet sind calcium- und
magnesiumreiche Mineralwässer ohne Kohlensäure, Basenbrühen, schwarzer
Johannisbeersaft, Apfel- und Zitrussäfte sowie Frucht- und Kräutertees.
Es sollten mehr Vollwertprodukte als Weißmehlprodukte verzehrt werden.
Vollwertige Nahrungsmittel aus ökologischem Anbau sind zu bevorzugen.
Es sollten weniger Fleisch und Fleischwaren, dafür mehr Fisch gegessen werden.
Empfohlen werden mehrere, nicht zu große Mahlzeiten über den Tag verteilt, die langsam
und gründlich gekaut werden sollten.
Die Mahlzeit am Abend sollte leicht und nicht zu viel sein. Salate, frisches Obst und
Obstsäfte sollten nicht zu spät am Abend gegessen werden.
Die Nahrungsmittel sollten gut verträglich sein.
Säurebildende Lebensmittel, wie Fleisch, Wurst, Fisch, Eier sowie „Weißmehl“-Produkte und
Süßigkeiten, begünstigen eine vermehrte Säurebelastung.
Fast-Food sollte gemieden werden.
Ein übermäßiger Konsum an Alkohol, Nikotin und Kaffee sollte auf jeden Fall vermieden
werden.
Auch der Verzehr von zuckerhaltigen Limonaden sollte reduziert werden; denn diese
Genussmittel sind sehr säurereich bzw. säurebildend.
» Säure-Basen-Tabelle der Ernährung
1. Basenspendende Nahrungsmittel - sehr empfehlenswert!
Kartoffeln (besonders Pellkartoffeln), Kartoffelpresssaft (frisch), Milch (roh), Vorzugsmilch, Sahne, Blattgemüse
(z. B. Salate, Spinat), Wurzelgemüse (z. B. Karotten), Gemüsefrüchte (Tomate, Gurke, Kürbis usw.), Gemüsesuppen
(Basensuppen), Sprossen, Zwiebel, Knoblauch, Sojabohnen, Kastanien, Obst, auch Dörrobst, Mandeln
(Mandelmilch), Wildkräuter: Löwenzahn, Brennnessel u.a., Gewürzkräuter: Kresse, Petersilie, Schnittlauch,
Majoran, Thymian, Rosmarin, Salbei, Oregano u. a., Eigelb, Mineralwasser ohne Kohlensäure
2. Neutrale Nahrungsmittel - empfehlenswert!
Hirse, Naturreis, Leitungswasser, naturbelassene Fette und Öle, Butter, frische Walnüsse, Kombinationen aus
der ersten und dritten Gruppe
3. Säurespendende und säureerzeugende Nahrungsmittel - weniger empfehlenswert!
Säurespender:
Fleisch, Geflügel, Wild, Wurst, Speck, Innereien (Leber, Nieren, Hirn), Fleischbrühe, Fisch, Käse, Quark, Ei (Eiweiß
ist säureüberschüssig, Eigelb allein ist basisch), Hülsenfrüchte, wie Bohnen, Erbsen, Linsen, Erdnüsse, usw.
(Ausnahme: Sojabohnen), Spargel, unreif geerntetes Obst, Erdnüsse, Essig, Senf, stark kohlensäurehaltige
Getränke, Sekt, verschiedene Industriegetränke, Vollwertgetreide (am wenigsten Hafer, Dinkel, Hirse)
Säureerzeuger:
Fabrikzucker, Süßigkeiten, Konfekt, Schokolade, süße Torten, Speiseeis, Weißmehlprodukte, Teigwaren,
Nudeln, Makkaroni, Zwieback, Kuchen, geschälte und polierte Getreide, polierter Reis, weiße bis graue Brote,
gehärtete, raffinierte Fette und Öle, gehärtete Margarinen, Bohnenkaffee, Limonadengetränke (Cola usw.),
Alkohol, Bier (am wenigsten)
Die Tabelle dient als Orientierung bei der Zusammenstellung der Mahlzeiten; der Gehalt an basischen Mineralien variiert je nach Anbaumethode,
Reifungsgrad und Zubereitungsart der Nahrungsmittel. Wichtig ist auch, wie, wie viel und wann etwas gegessen wird. Ein Verdauungssystem,
das ständig überlastet wird, fördert die vermehrte Entstehung von Säuren.

» Basenspendende Kost für einen Tag
Frühstücken Sie reichhaltig und möglichst vollwertig.
Essen Sie täglich 2 Portionen reifes Obst, aber nicht nach 15 Uhr.
Essen Sie täglich Basensuppen und viel Gemüse.
Essen Sie mittags täglich einen frischen Salat mit guten kaltgepressten Ölen.
Essen Sie am Abend Gemüsesuppen, Pellkartoffeln und Gemüsegerichte, jedoch keine
Rohkost.
Essen Sie selten Fleisch und Fisch, wenn dann nur kleine Portionen.
Die besten Basenlieferanten sind Kräutertees, Mineralwässer ohne Kohlensäure, Gemüse,
Salate, Obst und Sprossen.
Tipp: Zum Ausgleich der wertvollen säureüberschüssigen Nahrungsmittel, wie Fisch und Fleisch,
eignen sich Basensuppen, Apfel-Karotten-Mix-Vorspeisen sowie Pellkartoffeln, Salat und
Gemüse besonders gut
» Entlastungstage
Durch regelmäßige bzw. gelegentliche Entlastungstage, wie Gemüse- oder Kartoffeltage, kann ein
bereits vorhandener Säureüberschuss oder ein gelegentlich zu schweres Essen ausgeglichen
werden. Auch ein Fasten-Wochenende trägt zu einem vermehrten Säureabbau bei.
» Rezepte
Entlastungstag mit Kartoffeln
Morgens: 1 Stück Obst nach Geschmack, aber gedämpft, Portion mit kleinen Bissen langsam essen.
Mittags: 400 g Pellkartoffeln mit basischem Gemüse (Sellerie, Karotten, Fenchel) oder mit
Blattsalat, Petersilie oder Kartoffelbrei
Abends: 200 g Backkartoffeln mit Butter oder Kartoffelbratlingen
Basen-Gemüse-Brühe
(4 Personen oder über den Tag verteilt als Entschlackungstag 2 Portionen)
500-700 g Gemüse nach Jahreszeit gemischt, z. B.: Karotten, Sellerieknollen, Fenchel, Petersilienwurzel
gut reinigen, zerkleinern, und in den Kochtopf geben. Mit 1 L Wasser aufgießen und mit 1
Zwiebel, 2 Lorbeerblättern, 2 Gewürznelken, 2-3 Pimentkörnern, Wachholderbeeren, Muskatnuss
und Meersalz ca. 20 min köcheln lassen, durch ein Sieb passieren.
Diese Brühe wird getrunken oder dient als Grundlage für andere Gerichte.
Als bündige Suppe verfeinert:
Mit dem Mixer die Gemüsebrühe samt Gemüse pürieren und 3 EL Sauerrahm und 2 TL frische
Kräuter, Petersilie, Schnittlauch und Kresse unterrühren.
Blutreinigungstee (nach Worlitschek)
Lindenblüten, Fenchel, Scharfgarbe, Gänsefingerkraut, Melisse, Salbei, Zinnkraut zu gleichen Teilen
zu je 20 g mischen und für 1 Liter ca. 1 gehäuften TL 3 min ziehen lassen; es sollte ein „heller“ Tee
werden.
Entsäuerungs-Teemischung
2 TL Ackerschachtelhalm, 2 TL Brennnesselkraut, 1 TL Kamillenblüten, 1 TL Fenchelsamen
(geschrotet), 1/2 TL Brunnenkresse mit 1 L kochendem Wasser überbrühen und nach etwa 6 min
abseihen.

Dr. med. Rainer Didier
Facharzt für Allgemeinmedizin
Klassische Homöopathie, Ernährungsmedizin, Medizinische Hypnose


Nordhofstr. 173
32130 Enger

Tel.:05224 - 994677

Mobil : 0171 - 6173744

www.dieSanfteMedizin.de

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Das ist ja eine riesenlange Liste mit Tips und Ratschlägen zu Ernährung und Verhalten bei rheumatoider Arthritis, um die ich sicherlich dankbar gewesen wäre, als ich 1994 an chronischer Polyarthritis (mit aggressivem Verlauf) in jungen Jahren erkrankte. Damals gab's leider kaum Internet und schon gar keine Blogs.